Evangelisch - reformierte Kirche in Küchen
Die evangelisch - reformierte Kirche zu Küchen wurde im Jahre 1827 von dem Landbaumeister Johann Fried-rich Matthei erbaut. Die Kirche wurde mitten in den Ort gebaut, dort, wo vorher eine verfallene Holzkirche stand.
Die Inschrift über der Eingangstür gibt Zeugnis vom Jahr der Erbauung: 1827
Johann Friedrich Matthei, geboren am 10.11.1790 zu Rodenberg in der Grafschaft Schaumburg, wurde im Jahre l821 als Landbaumeister für die Kreise Eschwege und Witzenhausen berufen, als Kurhessen einer grundlegenden Verwaltungsre-form unterzogen wurde. Bis 1840 baute er 11 Kirchen. Seine Kirchen sind Musterbauten für den protestantischen Kir-chenbau überhaupt, so auch die Kirche in Küchen, deren Anlage er zwei Jahre später 1829/30 in Stadthosbach wiederholt hat. Der gleiche Grundcharakter findet sich in den meisten anderen Kirchen Mattheis, so z.B. in Oetmannshausen (1838), Grebendorf (1825), Frankershausen (1827/28), Rittmannshausen (1828/30) und Langenhain (1837).
Im Jahre 1840 gab Matthei die Baugeschäfte im Kreis Eschwege an den bisherigen Straßenbauingenieur Spangenberg ab, er selbst behielt sein Amt im Kreis Witzenhausen und führte es bis zum 80. Lebensjahr aus. Am 26.04.1874 starb er in Witzenhausen.
Die Kirche zu Küchen ist nach Mattheis Grundmuster des Quersaales gebaut, ein klassizistischer Bau, aus Sandsteinen errichtet in rechteckiger Grundform.
Im Inneren ist das Gestühl im Erdgeschoss und auf der Empore im Halbkreis ansteigend amphitheatralisch angeordnet. Durch vier Gänge wird das Gestühl im Erdgeschoss in drei Blöcke geteilt. Die Empore wird von vier toskanischen Säulen getragen.
Über der Empore wird der Turm auf der Innenseite von zwei Säulen mit Lotoskapitellen gestützt. Die Kanzel befindet sich hinter dem Altar, der frei steht, halbkonzentrisch vom Gemeindegestühl umgeben. Kanzeltrep-pe und Pfarrstand sind symmetrisch verkleidet. Das Innere des Kirchenraumes ist ansonsten schlicht gehal-ten, ohne Verzierungen an den Wänden.
Die Orgel steht über dem Eingang in der Symmetrieachse. Sie hat einen ungewöhnlich schönen pfeifenlosen Ornamentprospekt und stammt aus der Barockzeit.
In den 1830er Jahren wurde sie von dem Witzenhäuser Kreisorgelbauer Ziese errichtet.
Außen steht über dem Eingang an der Südseite ein Fachwerkturm mit vier Fenstern und vier kleine Säulen-vorbauten (Ädikulen).
Die Kirche hatte ursprünglich zwei alte Glocken. Im 1. und 2. Weltkrieg musste jeweils eine davon abgegeben werden. Die Aufschriften der beiden heutigen Glocken:
1.: 1927: Die Schwester im Krieg verloren bin ich im Frieden geboren.
2.: 1955: Ihren Gefallenen im Krieg.
Die Wetterfahne stammt aus dem Jahr der Erbauung.
Sie trägt die Aufschrift der Jahreszahl 1827.
In den Jahren 1951 - 1954 wurde die Kirche an Turm und Giebel renoviert, die Orgel bekam einen elektri-schen Blasebalg, und im Innenraum wurde ein Windfang eingebaut.
Bei der Innenrenovierung 1967 wurde das Altarpodest entfernt. 1999 wurden große Schäden an den Turm-balken entdeckt. Der ganze Turm sowie der Dachstuhl mitsamt der Kirchendecke mussten abgetragen und neu aufgebaut werden. Im Innenraum wurde die Zahl der eng stehenden fünf Bankreihen auf vier verringert. Außerdem erhielt der Kirchenraum eine völlig neue Farbfassung. Am 02.11.2003 wurde die Kirche wieder eingeweiht.